Der Schleier der Macht: Die Lieder der Erde 3 - Roman (German Edition) by Elspeth Cooper

Der Schleier der Macht: Die Lieder der Erde 3 - Roman (German Edition) by Elspeth Cooper

Autor:Elspeth Cooper
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
Herausgeber: E-Books der Verlagsgruppe Random House GmbH
veröffentlicht: 2014-07-13T22:00:00+00:00


26

Gair schritt den sanft nach oben führenden Gang entlang, weg von den Steinen. Seine langen Beine brachten ihn schneller voran, als sich die Lampen vor ihm entzündeten, und so befand er sich andauernd in den Schatten. Es passte zu seiner Stimmung.

Maera hatte von einer Wahl gesprochen und davon, dass er sich entscheiden musste, ob er leben oder sterben wollte. Er hatte aber keine Wahl gesehen, nur eine Bestie – das Ungeheuer in ihm selbst. Eine Kreatur des Feuers und der Vernichtung. Wie konnte er wählen, etwas nicht zu sein, was er bereits war?

Er durfte höchstens hoffen, dass es ihm gelang, die Bestie in ihm so lange angeleint zu lassen, bis er getan hatte, was er tun musste. Savin musste für das Kapitelhaus bezahlen. Danach war alles egal. Aber bis dahin war es notwendig, sich von anderen Menschen fernzuhalten, damit er nicht mehr zusehen musste, wie jemand durch seine Kräfte verbrannte.

Als Gair Sonnenlicht vor sich sah, beschleunigte er seine Schritte. Luft. Freier Raum. Freiheit von der Erde. In ihm stieg der Sang wie eine Flutwelle auf. Als er zum Eingang des Tunnels kam, griff er in den Sturm der Musik und fand den Ausweg.

Goldene Schwingen schlugen und wirbelten Staub vom Tunnelboden auf. Dann stieg er in den Morgenhimmel, während ihm die Sonne auf den Rücken schien und die frische Luft ihn dazu anregte, seine Rachegelüste bis zum Horizont herauszuschreien.

Im Lager der Durannadh hoben sich die Gesichter, und die Menschen deuteten auf den unvertrauten Vogel. Eines der Gesichter wurde von kupferfarbenem Haar eingerahmt. Die Frau zeigte nicht auf ihn, sondern beschattete nur die Augen und sah seinem Flug zu. Farben berührten ihn, es waren alle Schattierungen eines Frühlingsmorgens.

Gair?

Ich muss für eine Weile weggehen. Ich muss nachdenken …

Eine Dissonanz. Die aufsteigende Melodie des Fluges wurde plötzlich zu einem ohrenbetäubenden Lärm, und er taumelte durch die Luft. Er schlug heftig mit den Schwingen, um seinen Fall zu verlangsamen, aber er hatte seine Flügelmuskulatur kaum unter Kontrolle. Er fiel immer tiefer.

Das silberne Grasland kam auf ihn zu. Seine Flügel boten ihm keinen Halt mehr in der Luft, die Federn zerfielen, da er die Macht über die Adlergestalt verlor. Er warf sich in den Sang und versuchte eine andere Gestalt anzunehmen, die er so lange halten konnte, bis er sicher gelandet war, aber sogar die Schwingen eines Wanderfalken vermochten seinen Fall nicht aufzuhalten. In seiner Verzweiflung griff er nach anderen Gestalten, nach einer Eule, einem Finken, aber sie alle flatterten ihm durch die Finger und waren verschwunden.

Der Wind zerrte an ihm, schlug über ihm zusammen und brüllte in seinen Ohren. Er versuchte sich in der Luft aufzurichten, aber der Boden raste schwindelerregend schnell auf ihn zu. Eine weitere Gestalt – es musste noch andere geben, die er ausprobieren konnte. Die Flügel einer Graugans verlangsamten ihn ein wenig, aber nicht genug, bevor auch sie zerfaserten. Als ein Vogel nach dem anderen versagte, stieg Panik in ihm auf.

Gütige Göttin, mir bleibt keine Zeit mehr!

Dann griff eine andere Gestalt nach ihm. Ihr Sang kündete von schrecklicher, brüllender Macht, die in ihm aufstieg und jede Faser seines Selbst zu flüssigem Feuer machte.



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